Umfassender Überblick zur Entwicklung der Schwellenländer-Märkte

Mit ihren starken Kurszuwächsen stachen vor allem Taiwan und die Türkei heraus. Chinesische Aktien starteten nach mehreren Jahren rückläufiger Aktienindizes eine kräftige Erholung, speziell die in Hongkong gehandelten H-Aktien. Diese schnitten im abgelaufenen Jahr sogar besser ab als die neuerlich sehr starken US-Aktien, während die chinesischen Festlandsaktien nicht ganz so kräftig zulegten. Indiens Börsen hatten trotz bereits recht hoher Aktienbewertungen zwar kein spektakuläres, aber doch ein solides positives Jahr. Ausreißer nach unten war Lateinamerika, speziell Brasilien. Zusätzlich zu einer unterdurchschnittlichen Aktienmarktperformance kamen für Euro-basierte Anleger:innen durch den sehr schwachen brasilianischen Real noch erhebliche Währungsverluste hinzu. Trotz der guten Aktienkursentwicklung vieler Schwellenländer (Emerging Markets) im abgelaufenen Jahr ist ihr Abwärtstrend in der relativen Performance zu den entwickelten Märkten noch immer intakt. Das ist allerdings in hohem Maße der starken überdurchschnittlichen Kursanstiege der US-Aktienbörsen geschuldet, die ihrerseits vor allem von relativ wenigen, sehr großen Wachstumsunternehmen getragen wurde.

Trump, Zölle und US-Dollar: Auswirkungen auf Schwellenländer

2025 wird es für die Emerging Markets besonders spannend. Im Fokus stehen dabei die vom neuen US-Präsidenten Trump angekündigten höheren US-Zölle auf Importe, insbesondere auf chinesische Produkte, sowie die Frage, wie der US-Dollar auf diese Entwicklung und auf Trumps Wirtschafts- und Fiskalpolitik reagieren wird. Historisch bedeutete ein starker US-Dollar meistens Gegenwind für die Aktienmarktperformance in den Schwellenländern, während ein schwacher US-Dollar Rückenwind lieferte. Das Potenzial für eine weitere Aufwertung des US-Dollars dürfte nach dem Höhenflug der letzten Jahre recht begrenzt sein, zumal die US-Währung fundamental schon sehr teuer ist. Eine markante Abschwächung scheint zumindest in den kommenden Monaten aber auch nicht anzustehen, sie könnte aber im weiteren Jahresverlauf bzw. 2026 erfolgen.

Generell sehen wir die Emerging Markets als sehr widerstandsfähig gegenüber einem verschärften Handelskonflikt mit den USA, da die Abwärtsrisiken größtenteils bekannt sind und damit auch weitgehend eingepreist sein sollten. Darüber hinaus gibt es in vielen Schwellenländern Spielraum für gegensteuernde Maßnahmen, insbesondere auf der Fiskalseite. Auch die Wachstumsdynamik sieht im Vergleich zu den entwickelten Märkten weiterhin vorteilhaft aus.

Konkret könnten Länder wie Mexiko, China, Taiwan, Südkorea, Thailand und Vietnam – die in hohem Ausmaß in die USA exportieren – stark von etwaigen neuen US-Importzöllen betroffen sein. Tatsächlich verkündete Präsident Trump bereits kurz nach seinem Amtsantritt, vom 1. Februar an Strafzölle in Höhe von 25 % auf mexikanische (und kanadische) Produkte zu verhängen. Allerdings ist er dafür bekannt, Ankündigungen auch gern als Druckmittel einzusetzen. So könnten ausländische Regierungen vermutlich auch Deals mit ihm aushandeln und beispielsweise anbieten, verstärkt amerikanische Produkte zu importieren, um solche Zölle abzuwenden.

Taiwan: Marktausblick positiv

Eindeutig positiv sehen wir weiterhin den taiwanesischen Aktienmarkt im ersten Halbjahr 2025. Die beeindruckende Performance von Schlüsselunternehmen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), das im vierten Quartal 2024 einen Nettogewinnanstieg von 57 % verzeichnete, unterstreicht das erhebliche Innovationspotenzial der taiwanesischen Wirtschaft. Zudem signalisiert die US-Politik unter der neuen Administration von Präsident Donald Trump weiterhin Unterstützung für Taiwan und keinen nennenswerten Gegenwind aus den USA. Dafür ist das Land zu wichtig aus geopolitischer Sicht und als führender Produzent von Computerchips und KI-Komponenten.

Indien: kurzfristig vorsichtiger, langfristig weiter optimistisch

Indien war in den vergangenen Jahren einer der stärksten asiatischen Aktienmärkte. Kurzfristig sehen wir bei den Aktienbewertungen aber schon viel Positives eingepreist. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt in Indien derzeit bei 24. Das ist ein hohes Niveau – speziell im Vergleich zu fast allen anderen Emerging Markets. Mittel- bis langfristig blicken wir aber weiterhin optimistisch auf den indischen Markt, da das Land auch strukturell viele Reformen durchgeführt hat, die die wirtschaftliche Entwicklung weiter unterstützen werden. Hinzu kommt eine noch immer vorteilhafte demografische Struktur. Die positive Grundstimmung in der Bevölkerung und bei den Unternehmen untermauert diese Zuversicht. Wir erleben in Indien derzeit einen positiven Kreislauf, der sowohl Nachhaltigkeit als auch Wohlstand fördert – eine vielversprechende Mischung für verantwortungsbewusste Investitionen.

China: wirtschaftliche Erholung trotz Trump?

China könnte neben den bereits bekanntgegebenen monetären Stimuli auch fiskalische Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur ergreifen. Dies wird wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgen, sollte Trump zusätzliche Zölle auf chinesische Produkte verhängen. Dabei ist mit einer erhöhten Volatilität an den chinesischen Aktienmärkten zu rechnen. Aus operativer Sicht dürften die anstehenden Importzölle für die meisten börsennotierten Unternehmen eine untergeordnete Rolle spielen, da sich ein Großteil von ihnen bereits weitgehend an die während der ersten Trump-Präsidentschaft eingeführten Zölle angepasst haben.

Insgesamt erwarten wir eine U-förmige, allmähliche Verbesserung der chinesischen Wirtschaft, die durch weitere fiskalpolitische Maßnahmen gestützt werden dürfte. Dies stärkt unser Vertrauen in eine Bodenbildung des Marktes, wenngleich wir nicht mit einer kurzfristigen starken Erholung des chinesischen Aktienmarktes rechnen. Es wird Zeit brauchen, bis sich die Wirtschaft vollständig stabilisiert.

Worauf wir bei chinesischen Investments achten

Bei der Einzeltitelauswahl bevorzugen wir Qualitätsunternehmen, die globale Marktführer sind und nur begrenzt vom US-Markt abhängen. Zudem favorisieren wir chinesische Internetunternehmen mit hohen positiven Cashflows, die weniger anfällig für makroökonomische Schwankungen sind. Darüber hinaus setzen wir auf Titel, die von speziellen Handelsprogrammen profitieren, sowie auf Sektoren, die im Fokus der chinesischen Regierung stehen, etwa die Lokalisierung der Halbleiterproduktion.

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Schwellenländer-Aktien und Geopolitik

Eskalierende geopolitische Spannungen und Konflikte waren in den letzten Jahren nicht förderlich für die Investitionsneigung in den Emerging Markets. Sollte die Entspannung im Nahen Osten dauerhaft sein und es gelingen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, könnten die Risikoprämien für Schwellenländeraktien spürbar sinken, mit entsprechend positiver Wirkung auf die Aktienkurse.

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Schwellenländer-Anleihen: weiterhin aussichtsreich?

Für die Emerging Markets erhöhen sich mit der neuen US-Administration die Unsicherheiten in verschiedenen Bereichen, insbesondere in der Handelspolitik, was gegen einen weiteren deutlichen Rückgang der Risikoprämien (Renditeaufschläge) bei Schwellenländeranleihen spricht. Dennoch erwarten wir aufgrund selektiv attraktiver Renditeaufschläge und wahrscheinlich (moderat) rückläufiger US-Renditen eine positive Wertentwicklung von Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen. Auf Lokalwährungsseite werden die steigenden globalen Unsicherheiten, die den Handlungsspielraum der Notenbanken der Emerging Markets begrenzen, teilweise reflektiert, aber in den nächsten Monaten könnten sich noch bessere Einstiegsmöglichkeiten bieten. Wir bevorzugen Länder mit gutem Wachstumspotenzial, wie Indien und Indonesien, sowie solche, die sich strukturell verbessern sollten, wie Südafrika und die Türkei. Auch Brasilien könnte Chancen bieten, sofern ein glaubwürdiger Fiskalplan präsentiert werden kann.

Schwellenländer-Märkte: Chancen und Risiken

Selbstverständlich bestehen auch etliche Risiken zu diesem Ausblick. Eine zu lockere Fiskalpolitik in den USA könnte zu Überhitzung und neuerlichem Inflationsanstieg führen. Das würde sowohl den US-Dollar als auch die US-Zinsen nach oben treiben und wäre damit negativ für Aktien und Anleihen der Schwellenländer. Dass ein immer weiter eskalierender Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht positiv für die Weltwirtschaft und für Emerging Markets wäre, versteht sich wohl von selbst. Und auch eine US-Rezession stellt ein derzeit zwar wenig wahrscheinliches, aber trotzdem nicht völlig auszuschließendes, Risiko dar. Geopolitisch könnte der Konflikt zwischen Israel und dem Iran für Verwerfungen sorgen.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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