High-Yield-Anleihen: Rendite-Extra, aber die Luft wird dünner

Im Normalfall weisen Hochzinsanleihen eine deutlich höhere Rendite auf als etwa Staatsanleihen der Euro-Kernländer oder als Unternehmensanleihen von bonitätsstarken Emittenten. Genau dies macht sie bei vielen Anleger:innen so beliebt – auch wenn der Renditevorteil mit höheren und derzeit steigenden Risiken einhergeht.

Das Verhältnis aus Rendite und Risiko ist bei High-Yield-Anleihen (so wie bei allen Finanzinstrumenten) dabei permanent in Bewegung. Mal erhält man deutlich mehr Rendite-Kompensation als es die realistisch zu erwartenden Risiken nahelegen würden, mal ist es zu wenig. Am Tiefpunkt des Niedrigzinsumfelds ließen sich selbst mit Hochzins-Anleihen kaum noch positive Erträge bzw. Zinskupons vereinnahmen – ein recht klarer Fall von zu wenig Ertrag fürs Risiko. Das hat sich mit dem allgemeinen Renditeanstieg der letzten Jahre und dem Ausweiten der Risikoaufschläge für High-Yield-Anleihen gottlob wieder geändert.

Verzinsung ist aktuell weiterhin attraktiv

Mit ungefähr 5,8 % Rendite p. a. wartet der Marktdurchschnitt für diese Anleihen derzeit auf (Stand Ende November 2024). Die aktuelle Marktrendite ist aber nicht mit dem zu erwarteten Ertrag gleichzusetzen, denn davon müssen unter anderem mögliche Ausfallskosten abgezogen werden. Etwaige Kursveränderungen (beispielsweise durch Veränderungen im generellen Zinsumfeld) können den Ertrag sowohl erhöhen als auch verringern. Generell lässt sich sagen, dass sich der Großteil etwaiger Erträge am Anleihemarkt heuer aus den Zinskupons speisen dürfte, weniger aus weiteren Kursanstiegen.

Renditeaufschläge unter dem langfristigen Durchschnitt

Die Renditeaufschläge des europäischen High-Yield-Marktes liegen aktuell unter dem langjährigen Durchschnitt. Mit derzeit rund 360 Basispunkten Aufschlag notiert der europäische High-Yield-Markt zwar bei weitem nicht auf Extremniveaus, sondern eher im unteren Bereich der langjährigen Bandbreite. Das bedeutet, dass Investor:innen rund 3,6 % mehr Rendite geboten bekommen als für deutsche Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit. Allerdings ist das nur die Marktverzinsung. Der tatsächlich zu erzielende Ertrag kann davon unter Umständen erheblich abweichen, beispielsweise, wenn einzelne Anleihen ausfallen.

Der europäische Markt für Hochzinsanleihen ist damit augenblicklich zwar noch nicht extrem teuer, aber sicher nicht mehr als billig zu bezeichnen. Das gilt umso mehr, als die Betrachtung des Indexes für den High-Yield-Gesamtmarkt nur ein sehr grobes Bild liefert. Nimmt man die zehn Prozent der Anleihen heraus, die mit den höchsten Renditeaufschlägen handeln (also jene Anleihen, die aus heutiger Investorensicht die größten Ausfallsrisiken haben), dann sind die Renditeaufschläge für die übrigen 90 % noch deutlich niedriger als 3,6 %. Das Fondsmanagement bevorzugt aktuell weiterhin qualitativ bessere Emittenten und kurze bis mittlere Anleihelaufzeiten. Deren Renditen sind im Vergleich zu längeren Laufzeiten derzeit attraktiv und bieten auch für kürzere Kapitalbindung gute Erträge.

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Fundamentaler Ausblick derzeit leicht positiv

Dieses Jahr war eine Flut an Neuemissionen zu beobachten, wobei auch die bonitätsschwächeren Emittenten stark vertreten waren. Das ist zwar einerseits gut für deren Refinanzierung und Liquidität. Bezogen auf den High-Yield-Anleihemarkt bedeutet das aber auch, dass sich im Gegenzug die durchschnittliche Kreditqualität der Emittenten tendenziell verschlechtern wird. Anders als noch 2023 dient ein stark zunehmender Teil der Neuemissionen nicht mehr allein zur Refinanzierung und damit zur Stärkung der Finanzkraft der Unternehmen, sondern die aufgenommenen Geldmittel werden zunehmend auch für Unternehmensübernahmen und -fusionen sowie Dividendenzahlungen verwendet.

Wenngleich der Markt die starke Emissionstätigkeit bislang gut weggesteckt hat (auch weil in erheblichem Umfang Kapital von Investor:innen neu bzw. zusätzlich in High-Yield-Anleihen geflossen ist), so gilt es für Anleihegläubiger, diese Entwicklung kritisch zu beobachten. Sehr wahrscheinlich wird die rege Emissionstätigkeit im Jahr 2025 anhalten, aber sie könnte möglicherweise auf ein insgesamt geringeres Kaufinteresse treffen als noch 2024. Zugleich sollten aber weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der US-Notenbank Fed und rückläufige Inflationsraten den Markt weiter unterstützen. Die Ratingagenturen rechnen aktuell nicht mit einem signifikanten Ansteigen der Ausfallsraten, sondern sogar mit einem leichten Rückgang. Sollte wider Erwarten die Konjunktur doch stärker einbrechen, dann wäre diese Einschätzung aber kaum aufrecht zu halten und dann könnten Hochzinsanleihen unter Verkaufsdruck geraten. Ein solcher Konjunktureinbruch ist aus heutiger Sicht zwar nicht das wahrscheinlichste Szenario, aber er ist durchaus eine Möglichkeit, zumal auch von der Fiskalpolitik in einigen Staaten (USA, UK) unter Umständen Gegenwind für die Konjunktur droht.

Alles in allem lassen sich mit in Euro-denominierten High-Yield-Anleihen weiterhin gute Zusatzerträge erzielen, doch die Risiken nehmen zu und etwaige Erträge dürften sich weitgehend aus den Zinskupons speisen, nicht aus weiteren Kursanstiegen der Anleihen. In den letzten drei Jahren gab es für Investor:innen in Hochzinsanleihen starke Zusatzerträge gegenüber Staatsanleihen der Euro-Kernländer mit vergleichbaren Laufzeiten. Diesen Trend einfach weiter fortzuschreiben, erscheint unrealistisch. Etwaige Zusatzerträge, falls es sie weiterhin geben wird, dürften künftig etwas bescheidener ausfallen als in den letzten Jahren.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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