Nahrungsmittelbranche im Wandel

Zwischen Klimawandel-Ängsten und Coronapandemie ist ein Thema in der öffentlichen Wahrnehmung etwas in den Hintergrund getreten, das eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit darstellt: die gesunde und nachhaltige Ernährung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung.

Gewaltige Herausforderungen

Im Jahr 2050 werden 9,8 Milliarden Menschen die Erde bevölkern, rund zwei Milliarden mehr als gegenwärtig. Dieser Bevölkerungszuwachs ist in doppelter Hinsicht problematisch: Zum einen gilt es, zwei Milliarden mehr Menschen zu ernähren. Zum anderen bedeutet ein solcher Bevölkerungszuwachs zwangsläufig einen weiteren Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen und einen noch größeren Bedarf an natürlichen Ressourcen aller Art. Hinzu kommt, dass hunderte Millionen Menschen in höhere Einkommensklassen aufsteigen – und damit wird ihr Speiseplan umfangreicher und ihre Ernährungsgewohnheiten ändern sich. Man erinnere sich, dass sich auch in Europa vor noch gar nicht so langer Zeit große Teile der Bevölkerung eine Fleischmahlzeit nur hin und wieder leisten konnten. Gleichzeitig müssen trotz wachsender Nahrungsmittelproduktion Treibhausgasemissionen vermindert und weitere Umweltschäden vermieden werden.

Günter Schmitt, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management:

Unsere Ernährung und alle Prozesse rund um Erzeugung und Transport unserer Nahrungsmittel sind in einem regen Wandel begriffen, bei dem gleich mehrere drängende Herausforderungen zeitgleich zu meistern sind. Das eröffnet sowohl neue Chancen als auch neue Risiken für bestehende und neu auf den Markt drängende Anbieter. Daher ist hier eine kontinuierliche sorgfältige Beobachtung und eine gute Unternehmensauswahl durch das Fondsmanagement vonnöten. Die mit Aktieninvestments grundsätzlich verbundenen Risiken gelten selbstverständlich auch für die Unternehmen, die sich im Bereich Smart Food engagieren.

Neue Konzepte und neue Trends…

Um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es neuer Konzepte, sowohl für unsere Ernährung als auch für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie, um künftig die gesamte Menschheit nachhaltiger und gesünder ernähren zu können. Forscher auf der ganzen Welt arbeiten daran. Nahrungsmittel werden dabei ja nicht nur konsumiert, um zu sättigen. Sie sind auch ein Genussmittel und dieser Aspekt wird mit steigendem Lebensstandard immer bedeutsamer. Je weniger sich jemand darum sorgen muss, ob er seinen Hunger stillen kann, umso mehr wird er sich darum kümmern können und wollen, wie er ihn am besten stillen kann.

Neben Sattwerden und Genießen legen immer mehr Menschen Wert auf weitere wichtige Gesichtspunkte: Qualität, Fairness und Transparenz beim Handel, Herstellung unter ethisch und ökologisch vertretbaren Bedingungen und vieles mehr. Mit wachsendem Problemund Gesundheitsbewusstsein reduzieren dabei viele Menschen freiwillig ihren Fleischkonsum, greifen mehr zu Bioprodukten oder bevorzugen in ihrer Lebensregion erzeugte Lebensmittel. So ernähren sich zum Bespiel bereits heute 52 % der Deutschen „flexitarisch“, das heißt, sie essen an drei oder mehr Tagen in der Woche kein Fleisch. In Österreich haben sich (laut AMA Marketing) die Ausgaben für Bio-Lebensmittel 2020 um mehr als ein Fünftel erhöht und liegen nun bei 714 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr gab ein durchschnittlicher, österreichischer Haushalt über 190 Euro für frische Bioprodukte aus.

…bedeuten auch neue Investmentchancen und -risiken

Das Thema Ernährung und die damit verbundenen Wachstumschancen finden inzwischen auch an den Finanzmärkten immer stärkere Beachtung. Unter den Sub-Trend Smart Food fallen speziell Nahrungsmittel, die sowohl die Gesundheit als auch das Wohlbefinden positiv beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise biologisch angebaute Produkte, vegane und vegetarische Lebensmittel, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, aber auch spezielle Sportlernahrung, wie Energieriegel oder Proteinshakes.

Unternehmen wie DSM oder Kerry Group sind weltweit führende Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel wie Vitaminen, Enzymen, Geschmackstoffen oder probiotischen Kulturen. Damit sorgen sie nicht nur dafür, dass die Lebensmittel besser schmecken, sondern hauptsächlich auch dafür, dass sie weniger Fett und Zucker enthalten und somit insgesamt gesünder für den Menschen sind.

Ein besonders heißes Thema im Bereich Smart Food ist derzeit im Labor gezüchtetes Fleisch. Noch gibt es allerdings kein börsennotiertes Unternehmen, das sich speziell auf diesen Bereich konzentriert und eine Marktreife für solche Produkte liegt noch in weiter Ferne. Zugleich sollte man nie unterschätzen, wie schnell sich zuweilen neue Technologien und Produkte herausbilden und etablieren können. Langweilig wird es im Bereich Smart Food jedenfalls ganz sicher nicht.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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