Start einer neuen Ära in der Computertechnologie
Die Geschichte von Intel begann im Juli ebendieses Jahres 1968, als Robert Noyce, der als „Mayor of Silicon Valley“ bekannt war, und Gordon Moore, ein Pionier der Halbleiterindustrie, gemeinsam Intel gründeten. Und das nicht in einer Garage, wie viele andere Technologieunternehmen in dieser Zeit, sondern klassisch in einem Labor. Das Ziel der beiden war es, innovative Technologien zu schaffen, die die Art und Weise, wie Menschen mit Computern interagieren, revolutionieren würden. Noyce und Moore brachten nicht nur ihre technische Expertise ein, sondern auch eine Unternehmenskultur, die auf Kreativität und Unternehmertum basierte. Intel stieg schnell in den Markt für Speicherchips ein und entwickelte sich zu einem bedeutenden Akteur.
Ein entscheidender Moment war die Einführung des weltweit ersten Mikroprozessors im Jahr 1971, des Intel 4004. Dieser winzige Chip markierte den Beginn einer neuen Ära in der Computertechnologie, da er eine zentrale Recheneinheit auf einem einzigen Chip integrierte. In den folgenden Jahren setzte Intel seinen Erfolg mit der Einführung mehrerer bahnbrechender Mikroprozessoren fort. Der Intel 8008, 8080 und schließlich der 8086 trugen dazu bei, die Leistungsfähigkeit von Computern erheblich zu steigern. Der 8086 war besonders bedeutend, da er die Grundlage für die x86-Architektur legte, die bis heute in vielen PCs und Servern verwendet wird.
In den 90er-Jahren kam es zu großen Schwierigkeiten mit dem sogenannten Pentium-Chip, der von Prozessor-Bugs, also fehlerhaften Anwendungen, betroffen war. Zunächst versuchte Intel, den Verrechner beim Dividieren herunterzuspielen („nur selten und wenn, nur ein bisschen“), aber der damals größte Kunde IBM sah das anders und stellte den Pentium-Vertrieb ein. Das eigentlich Perfide aber war, dass Intel schon länger von dem Bug wusste, ohne es öffentlich mitzuteilen. Einige „Pentium-Witze“ machten die Runde: „Wenn Microsoft gegen Intel Fußball spielt, spielen 11 Spieler von Microsoft gegen 10,9999 Spieler von Intel.“
Nach diesem Tiefpunkt begann das Unternehmen in den 2000er-Jahren, sich in neue Geschäftsbereiche zu diversifizieren. Eine Schlüsselentscheidung war die Übernahme von Altera im Jahr 2015, einem führenden Anbieter von programmierbaren Logikchips (FPGAs). Diese Akquisition ermöglichte es Intel, sein Produktportfolio zu erweitern und sich in den Bereich der Rechenzentren und des Internets der Dinge (IoT) vorzuwagen.
Parallel dazu investierte Intel stark in Forschung und Entwicklung, um den Fortschritt in der Halbleitertechnologie voranzutreiben. So werden bis heute die besten Absolvent:innen von Technologiestudien in Amerika akquiriert und in Intel-eigenen Wohngemeinschaften untergebracht.
Die Einführung von Prozessoren mit immer kleineren Strukturbreiten, wie zum Beispiel 14 nm (Nanometer) und 10 nm, ermöglichte eine höhere Leistung bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch. Diese technologischen Fortschritte waren entscheidend, um den steigenden Anforderungen an Rechenleistung und Energieeffizienz gerecht zu werden.
Gut gerüstet für KI
Die rasante Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren eine transformative Wirkung auf verschiedene Branchen gehabt. Intel hat sich dabei als einer der entscheidenden Akteure in der Gestaltung und Unterstützung von KI-Technologien etabliert.
Die Basis jeder KI-Anwendung liegt in der Rechenleistung, und Intel hat stets eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung leistungsstarker Prozessoren gespielt. Bereits in den frühen Tagen der KI-Revolution erkannte Intel die Bedeutung von Prozessoren, die speziell für die Anforderungen von maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken optimiert sind.
Neben der Hardware spielte die Software eine entscheidende Rolle im Engagement von Intel für KI. Das Unternehmen hat intensiv in die Unterstützung von KI-Frameworks investiert, die Entwicklern eine effiziente Implementierung von KI-Algorithmen ermöglichen. Intel arbeitete dabei eng mit verschiedenen KI-Frameworks wie TensorFlow und PyTorch zusammen, um sicherzustellen, dass ihre Prozessoren optimal genutzt werden können.
Edge-Computing für Echtzeit-Anwendungen
Ein bedeutender Schwerpunkt von Intel im Bereich künstliche Intelligenz liegt auf dem Edge-Computing. Edge-Computing bezieht sich auf die Verarbeitung von Daten direkt auf dem Gerät an der „Kante“ des Netzwerks, anstatt alle Informationen an eine zentrale Cloud zu senden. Dies ist insbesondere für Echtzeit-Anwendungen wie autonomes Fahren, intelligente Kameras und IoT-Geräte von entscheidender Bedeutung.
Ein weiteres aufregendes Geschäftsfeld, in dem Intel aktiv ist, betrifft die Forschung im Bereich des Quantencomputings. Intel hat bedeutende Fortschritte in der Entwicklung von Quantenprozessoren gemacht, die das Potenzial haben, komplexe KI-Berechnungen erheblich zu beschleunigen.
Fundamentaldaten (Stand 26. 1. 2024)
Marktkapitalisierung: 202,4 Mrd. USD
Mitarbeiter:innen: 131.900
Umsatz: 54,23 Mrd. USD
Nettogewinn: 1,69 Mrd. USD
Dividendenrendite: 1,02 %
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 54,2
Streubesitz: 99,94 %
Trotz der beeindruckenden Fortschritte von Intel im Bereich künstliche Intelligenz stehen dem Unternehmen auch Herausforderungen bevor. Der Wettbewerb in der Branche ist intensiv, und andere Unternehmen investieren ebenfalls erheblich in die Entwicklung von KI-Technologien. Die Herausforderungen reichen von der Optimierung von KI-Algorithmen bis zur Bewältigung ethischer Fragen im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI in verschiedenen Anwendungsbereichen. Insbesondere der verstärkte Wettbewerb von Unternehmen wie AMD und NVIDIA im Bereich der Prozessoren und die Schwierigkeiten bei der Umstellung auf kleinere Strukturbreiten führten zu Verzögerungen und Produktionsproblemen.
Fazit
Intel hat eine bemerkenswerte Reise im Bereich der künstlichen Intelligenz hinter und wahrscheinlich vor sich, von der Bereitstellung leistungsstarker Hardware bis zur Förderung von Software-Frameworks und der Erforschung von Quantencomputing. Die Entwicklung von KI-Technologien wird zweifellos weiter voranschreiten, und Intel scheint bereit zu sein, eine Schlüsselrolle in dieser aufregenden Zukunft zu spielen.
Autor
Herbert Perus, Sustainability Office Raiffeisen Kapitalanlage GmbH