„Inflationsindexierte Anleihen können wesentlich zu gut diversifiziertem Anleiheportfolio beitragen“
Fondsmanagerin Alexandra Muchna
Im Interview mit dem BÖRSE EXPRESS zum Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen, die wesentlich zu einem gut diversifiziertem Anleiheportfolio beitragen.
Börse-Express: Wie kommentieren Sie das Ergebnis der Sitzung des EZB-Rats vom 9. Juni und welche Folgen haben die EZB-Entscheidungen auf die im Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen gewählte Assetklasse?
Alexandra Muchna: Die EZB hat bei ihrer letzten Sitzung die Eindämmung der aufkeimenden Inflationserwartungen klar in den Vordergrund gestellt. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Realrenditen ansteigen werden, bis eine Abschwächung der Nachfrage sichtbar wird.
Vor einem Jahr sagten Sie in einem Interview mit dem Standard, dass Sie aufgrund der damaligen Daten kein Inflationsproblem sähen. Wie sehen Sie das aufgrund der heutigen Datenlage und wie schätzen Sie die wichtigsten fundamentalen Makrofaktoren ein, auf deren Analyse die im Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen implementierten inflationsindexierten Strategien beruhen?
Eine Reihe von schwer vorhersehbaren Angebotsschocks hat dazu geführt, dass die Inflation neue Höchststände erreicht hat. Gleichzeitig hat die Nachfrage in Bereichen mit Kapazitätsengpässen stark zugenommen, während Unternehmen die Gelegenheit nutzten, ihre Gewinnmargen anheben. Seit Frühjahr wird allerdings in fast allen Volkswirtschaften die Geldpolitik zusehends gestrafft, um aus diesen großteils einmaligen Anpassungen keine Zweitrundeneffekte entstehen zu lassen.
Der Fonds investiert vorwiegend in Euro-denominierte inflationsindexierte Anleihen. Wie funktioniert der Inflationsschutz mittels inflationsindexierter Anleihen genau?
Bei inflationsindexierten Anleihen werden die Zinszahlungen und die Tilgungen an die tatsächliche Inflationsentwicklung angepasst. Inflationsgebundene Anleihen können Anlegerinnen und Anleger somit vor einem Anstieg der nominalen Renditen schützen, der auf steigende Inflationserwartungen und Inflationsrisikoprämien zurückzuführen ist. Wenn die nominalen Renditen jedoch aufgrund der realen Renditen steigen, werden die Kurse von inflationsgebundenen Anleihen gleichermaßen sinken.
Zusätzlich strebt das Fondsmanagement mittels aktiver Strategien eine Risiko-Ertrags-Optimierung an. Was verstehen Sie unter Letzterem und welche diesbezüglichen Strategien werden derzeit im Fonds angewandt?
Es wird eine Reihe von unkorrelierten aktiven Investment-Strategien implementiert, deren Ziel es ist, den risikoadjustierten Ertrag des Portfolios zu verbessern. Momentan weist der Fonds allerdings nur eine geringe Abweichung zur Benchmark auf, wobei nominelle Bonds gegenüber inflationsindexierten Bonds übergewichtet sind. US Bonds werden zulasten Eurozone Bonds bevorzugt.
Wie argumentieren Sie die derzeit im Fonds gegenüber deutschen und vor allem US-amerikanischen übergewichteten französischen und italienischen inflationsindexierten Anleihen?
Der Fonds legt den Fokus auf Eurozone-Staatsanleihen, da sich diese Anleihen aufgrund ihrer Indexierung an den Eurozone Harmonisierten Verbraucherpreisindex besser eig nen, den europäischen Konsumenten vor heimischer Inflation zu schützen. Italien und Frankreich sind mit Abstand die größten und liquidesten inflationsindexierten Märkte in der Eurozone.
Welche Über- und Untergewichtungen hinsichtlich Ratingstruktur der inflationsindexierten Anleihen sind derzeit im Fonds umgesetzt und warum?
Der Fonds hat momentan eine leichte Übergewichtung an spanischen Titeln gegenüber deutschen Bundesanleihen, hauptsächlich aufgrund der kurzfristig besseren Wachstumsperspektiven (Tourismus versus Verarbeitendes Gewerbe).
Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen wird aktiv und unter Bezugnahme des J.P. Morgan Euro Linker Securities Index (ELSI) 1- 10Y verwaltet. Wie setzt sich dieser Index grob zusammen?
Der Index besteht zur Gänze aus Eurozone Staatsanleihen: 43% Frankreich, 27% Italien, 15% Deutschland, 13% Spanien.
Wie kommentieren Sie die absoluten Performance- und Risikokennzahlen des Fonds aber auch jene relativ zur Benchmark?
Inflationsindexierte Anleihen haben seit 2021 eine dramatische Outperformance gegenüber nominellen Anleihen erzielt. Der letztjährige Inflationsanstieg wurde seitens der Notenbank als temporär interpretiert, die Geldpolitik blieb akkommodativ, um das Wachstum auf den Pre-Covid Pfad zurückzuführen. Heuer kam es aufgrund der Persistenz der Inflation zu einer Änderung der geldpolitischen Ausrichtung. Inflationsindexierte Anleihen erlitten ebenso wie nominelle Anleihen Kursverluste, wenngleich in deutlich geringerem Ausmaß. Im Vergleich zur Benchmark konnte der Fonds seit Auflage vor Kosten besser abschneiden.
Den Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen sollte ich lieber heute als morgen kaufen, da …
… inflationsindexierte Anleihen wesentlich zu einem gut diversifizierten Anleiheportfolio beitragen können. Zusätzlich hat der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen aufgrund seiner Laufzeitenstruktur ein relativ geringes Realzinsrisiko, sodass die Performance auch über kürzere Zeiträume wesentlich von der ausbezahlten Inflation beeinflusst wird.
Börse-Express, Premium Newsletter 29. Juni 2022
Hinweise:
Die Fondsbestimmungen des Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen wurden durch die FMA bewilligt. Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen kann mehr als 35 % des Fondsvermögens in Wertpapiere/Geldmarktinstrumente folgender Emittenten investieren: Frankreich, Niederlande, Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland.