„Die Politik hat ambitionierte Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt. Mit greentec steel leisten wir unseren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.“
Herbert Eibenstiner, CEO voestalpine
Laut dem Statista Research Department wurden im Jahr 2020 von in Österreich lebenden Personen sowie von in Österreich registrierten Unternehmen und Institutionen CO2-Emissionen in Höhe von rund 81Millionen Tonnen verursacht. Industrie und Fluglinien waren dabei für knapp mehr als 30 Millionen Tonnen verantwortlich. Die Industrieanlage mit dem größten Anteil an Emissionen Österreichs ist die der voestalpine in Linz. Allein daher stammten 8,4 Millionen Tonnen CO2. An zweiter Stelle in dieser Liste ist ebenfalls die voestalpine mit dem Stahlwerk in Donawitz vertreten; dort wurden 3 Millionen Tonnen emittiert. Das bedeutet jedoch auch ein überaus großes Einsparungspotenzial mit spürbaren Auswirkungen auf die gesamte Emissionsbilanz Österreichs. Dieser Herausforderung hat sich voestalpine gestellt und einige spektakuläre Maßnahmen gesetzt.
Historie
Bei diesem heutigen Vorzeigeunternehmen der österreichischen Industrie lohnt sich vorab ein kurzer Abriss der wechselvollen Unternehmensgeschichte. Der Spatenstich als Rüstungsbetrieb unter dem Namen Hermann-Göring-Werke erfolgte am 13. Mai 1938. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Unternehmen von den Alliierten beschlagnahmt, in Vereinigte österreichische Eisen- und Stahlwerke (VÖEST) umbenannt und danach zur treuhändigen Verwaltung an die Republik Österreich übergeben. Am 26. Juli 1946 ging das Unternehmen in das Eigentum des österreichischen Staates über. Als Symbol des Wiederaufbaus konnte schon 1947 der erste Hochofen angeblasen werden; 1951 waren drei, ab 1956 schon vier Hochöfen in Betrieb. Damit bildete die VÖEST das Fundament der österreichischen verstaatlichten Industrie und avancierte spätestens mit der Entwicklung des revolutionären Linz-Donawitz- Verfahrens (LD-Verfahren) zu dessen Paradeunternehmen.
1973 wurde die damals wirtschaftlich in Bedrängnis geratene steirische Alpine Montan AG wieder in die VOEST eingegliedert, zu der sie bereits vor 1946 gehört hatte. Auch die anderen damaligen österreichischen Stahlerzeuger Böhler und Schoeller-Bleckmann wurden in den neuen Konzern miteingebracht. Das neu entstandene Unternehmen erhielt den Namen VOEST-Alpine AG, zu der auch der international bekannte Waffenhersteller Noricum gehörte.
In den darauffolgenden Jahren wurde der starke politische Einfluss auf das verstaatlichte Unternehmen verstärkt zur Arbeitsplatzsicherung eingesetzt. Das fand 1985 ein Ende, als das zum Mischkonzern angewachsene bereits seit 1981 hochdefizitäre Unternehmen einen durch Ölderivatgeschäfte noch verstärkten Rekordverlust von 25 Milliarden Schilling (ca. 1,8 Milliarden Euro) erlitt. In der Folge wurde das Unternehmen massiv umstrukturiert und 1993 in drei Konzerne zerlegt, nämlich in die VOEST-Alpine Industrieanlagenbau (als Teil der neu gegründeten VA Tech), die Böhler-Uddeholm AG und die VOEST-ALPINE STAHL AG (die heutige voestalpine AG).
1995 wurde die Privatisierung der damals noch zur Gänze im Staatseigentum befindlichen voestalpine mit der Notiz an der Wiener Börse eingeleitet und bis ins Jahr 2003 vollständig abgeschlossen. Nach und nach wurden Anteile an dem Stahlerzeuger Böhler-Uddeholm erworben, bis das Unternehmen 2008 vollständig in die voestalpine integriert wurde. Damit war ein Stahlkonzern geschaffen, der sich durch Qualität und Volumen bis heute einen hervorragenden Ruf in der globalen Stahlindustrie erarbeiten konnte.
Grüner Stahl aus Österreich
Als Hauptemittent von Treibhausgasen steht die gesamte europäische Stahlindustrie vor großen Herausforderungen, um die Technologieumstellung hin zu einer umweltschonenden Produktion zu schaffen. voestalpine hat mit greentec steel einen ambitionierten Stufenplan für eine grüne Stahlproduktion entwickelt und sieht sich selbst als weltweiten Vorreiter in puncto umweltschonender Stahlproduktion. Dabei steht das große Ziel CO2-Neutralität bis 2050 im Mittelpunkt der Ambitionen. In einem ersten Schritt soll ab 2027 die bestehende Hochofenroute teilweise durch eine Hybrid-Elektrostahlroute ersetzt werden. Im April 2023 wurde beschlossen, dafür Mittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro einzusetzen. Ab 2030 ist die Ablöse von je einem Hochofen in Linz und Donawitz geplant. Parallel wird intensiv an mehreren neuen Verfahren geforscht und in Pilotprojekte investiert, die neue Wege in der Stahlerzeugung aufzeigen sollen.
H2FUTURE
Eines dieser Projekte ist die Wasserstoffpilotanlage H2FUTURE am Werksgelände in Linz. Dort werden die Herstellung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab und dessen Einsatzmöglichkeiten in der Stahlerzeugung und in anderen Industriesektoren erprobt. Die Inbetriebnahme von H2FUTURE wurde erfolgreich abgeschlossen und die Anlage produziert bereits grünen Wasserstoff.
Versuchsanlage Donawitz
In der Steiermark, am Standort Donawitz, entsteht derzeit eine Versuchsanlage, an der die CO2-freie Herstellung von Rohstahl in einem Prozessschritt mithilfe einer neuartigen Wasserstoff-Plasmatechnologie erforscht wird. Dabei wird mit einem Lichtbogenofen durch die Reduktion von Erzen mittels Wasserstoffplasma Stahl ohne Roheisenstufe erzeugt. Dabei entsteht lediglich Wasserdampf als Endprodukt und Treibhausgasemissionen werden vollständig vermieden. An diesem Projekt, das auf einen sehr langen Umsetzungszeitraum angelegt ist, ist auch die Montanuniversität Leoben beteiligt.
HYFOR
Ebenfalls in Donawitz läuft das Forschungsprojekt HYFOR, ebenfalls in Zusammenarbeit unter anderem mit der Montanuniversität Leoben. Dort wird eine Pilotanlage für die Reduktion von Eisenerzen im flüssigen Zustand mithilfe von Wasserstoff gebaut. Der dabei entstehende heiße Eisenschwamm könnte in einer Großanlage einem Elektrolichtbogenofen zugeführt oder zur Herstellung von heiß brikettiertem Eisenschwamm verwendet werden. Ziel der Forschung ist es, die Datengrundlage für den späteren Aufbau einer Großanlage zu schaffen.
UNDERGROUND SUN STORAGE 2030
Mit dem Projekt namens Underground Sun Storage 2030 erforscht veostalpine gemeinsam mit weiteren Partnern aus der Industrie die unterirdische Speicherung von grünem Wasserstoff. Dabei wird Sonnenenergie mittels Elektrolyse zu reinem Wasserstoff umgewandelt, der anschließend in ehemaligen Erdgaslagern gespeichert wird. Bei diesem weltweit einzigartigen Projekt untersucht voestalpine Nutzungsmöglichkeiten des gespeicherten Wasserstoffs.
Das österreichische Paradeunternehmen voestalpine ist aktuell der größte Emittent von Treibhausgasen, kann aber mit den eingeleiteten Maßnahmen und der damit möglichen Erreichung ihrer mittel- und langfristigen Klimaziele einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Emissionsstatistik des ganzen Landes leisten. Diese Maßnahmen sind ambitioniert, unserer Ansicht nach jedoch glaubhaft und seriös. Die Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft wird das Unternehmen als aktiver Investor weiterhin auf diesem Weg begleiten und unterstützen.