Wirtschaftswachstum bleibt überdurchschnittlich hoch
Pandemiebedingte Verwerfungen, der Ukrainekrieg und der Bruch zwischen Russland und der EU sowie eine davon galoppierende Inflation: All dies hat den Volkswirtschaften und Finanzmärkten Zentral- und Osteuropas in den letzten Jahren zugesetzt. Aber trotz dieser Widrigkeiten bleibt die Region auf einem guten langfristigen Wachstumskurs. Analysten rechnen (im Durchschnitt) sogar mit einem rund doppelt so hohen Wirtschaftswachstum wie in den „alten“ EU-Ländern.
Es scheint, als hätte die Region nichts von ihrer attraktiven Investmentstory eingebüßt. Der Aufholprozess gegenüber den „alten“ EU-Staaten geht weiter, ebenso die schrittweise Annäherung der Einkommen an westeuropäische Niveaus. Aktuell bewegen sich die zentral- und osteuropäischen Schwellenländer hier meist in einem Bereich von 50 bis 70 % des EU-Durchschnitts. In diesem Bereich ist also noch genug Potenzial nach oben vorhanden. Die Staaten profitieren dabei stark von erheblichen EU-Finanzhilfen, auch wenn diese für Polen und Ungarn aufgrund politischer Auseinandersetzungen noch in erheblichem Umfang von der EU-Kommission zurückgehalten werden. Der weitere wirtschaftliche Aufholprozess dürfte vor allem dem Bankensektor und den Bereichen Konsum, Infrastruktur und Bauwirtschaft ebenso zugutekommen wie etlichen Technologieunternehmen.
Hohe Inflationsraten drücken auf den Binnenkonsum
Die hohen Inflationsraten der vergangenen 18 Monate haben den Realeinkommen der Bevölkerung in den Staaten Zentral- und Osteuropas stark zugesetzt und drücken unter anderem auf den Binnenkonsum. Die kräftigen Zinsanhebungen der Notenbanken zur Inflationsbekämpfung bedeuten wiederum Gegenwind für Wirtschaft und Investitionen. Weitere Belastungsfaktoren für Unternehmen und Konsument:innen sind die stark gestiegenen Energiepreise, das weggebrochene Russland-Geschäft und die generelle Wachstumsabschwächung der Weltwirtschaft.
Doch bislang haben sich die Volkswirtschaften der Region zumeist besser gehalten als anfänglich befürchtet, eine weitere Besserung in den kommenden Quartalen ist in Sicht. Die Inflationsraten befinden sich deutlich auf dem Rückzug. Auch wenn sie noch für einige Zeit klar über den Notenbankzielen liegen werden, stimmt die Richtung. Die absehbare Zinswende nach unten sollte Investitionen und Konsum unterstützen. Der geldpolitische Gegenwind dürfte insgesamt abflauen und es könnte von dieser Seite mittelfristig wieder etwas Unterstützung für die Konjunktur kommen.
Historisch günstige Aktienbewertungen
Die Aktienbewertungen befinden sich nicht zuletzt aufgrund der Widrigkeiten der letzten Jahre auf historisch niedrigen Niveaus (Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 7) und liegen weit unter dem langjährigen Durchschnitt (>11). Die Dividendenrenditen liegen vielfach im Bereich von 5 % und darüber. Zum Teil sind die Bewertungsabschläge natürlich höheren Risiken geschuldet, beispielsweise jenen, die aus den (geo-)politischen Entwicklungen resultieren. Teilweise widerspiegeln sie aber auch einfach ein vielversprechendes Risiko-Ertrags-Profil in einer bei internationalen Investoren tendenziell unterrepräsentierten und zuweilen unterschätzten Region, die auf ihre (Wieder-)Entdeckung wartet.
Auch die Anleihemärkte haben in den letzten Monaten bereits positiv auf die Inflationsentwicklung reagiert; die Anleihekurse haben sich seit dem Schlussquartal 2022 recht stark erholt. Sie bewegen sich derzeit unter größeren Schwankungen seitwärts. Zugleich sind die nominellen Renditen noch immer recht hoch – ein starker Kontrast zu den nahezu Null-Renditen, die noch vor gar nicht so langer Zeit das Bild prägten. Sowohl Hartwährungsanleihen als auch Lokalwährungsanleihen bieten langfristig recht ansprechende Ertrags-Risiko-Konstellationen.
Jahrzehntelange Fondsexpertise in Zentral- und Osteuropa
Als einer der „First Mover“ in den frühen 1990er Jahren und als großer internationaler Player hat die Raiffeisen Bank International AG (RBI) die Finanzmärkte einzelner CEE-Länder stark geprägt und auch Raiffeisen Capital Management hat gemeinsam mit den Netzwerkbanken der RBI in einigen Ländern Pionierarbeit im Fondsvertrieb geleistet.
Im Februar 1994 hat Raiffeisen Capital Management einen Aktienfonds aufgelegt, der erstmals in die Märkte Zentral- und Osteuropas investiert hat: den Raiffeisen-Osteuropa-Aktien. Im Blickpunkt standen die damals noch als Transformationsstaaten bezeichneten Länder, die mit dem Fall des so genannten Eisernen Vorhangs auch für Investor:innen aus dem Westen von immer größer werdendem Interesse waren. Jahrzehntelang war der Fonds ein Aushängeschild für die Osteuropa-Expertise der Raiffeisen KAG und von kurzen Turbulenzen einmal abgesehen auch durch und durch eine Erfolgsgeschichte.
Investmentstory bleibt intakt
Im vergangenen Jahr hat der Fonds seine bislang einschneidendste Entwicklung erlebt: Mit der Invasion Russlands in der Ukraine und den damit einhergehenden Sanktionen musste der Fonds aufgrund seines Russlandexposures für mehr als ein Jahr vom Handel ausgesetzt werden, konnte jedoch mit April 2023 – ohne Russlandanteil – wieder für Anteilskäufe und -verkäufe geöffnet werden.
Und dennoch: Es zeigt sich, dass Anleger:innen Osteuropa nach wie vor für eine attraktive Investmentstory halten. Und tatsächlich bietet der Markt auch ohne Russland sehr interessante Anlagechancen. Zum einen ist die Region ein wichtiger Markt für international agierende westliche Firmen, darunter auch viele österreichische. Zum anderen sind auch viele Unternehmen aus Zentral- und Osteuropa in sehr unterschiedlichen Geschäftsfeldern international aktiv und wichtige Player. Für die Raiffeisen KAG als nachhaltig ausgerichtete Investorin ist es auch wesentlich, dass die Region zunehmend mehr Auswahl an nachhaltig agierenden Unternehmen aufweist, denn nur so kann sie Anleger:innen eine adäquate Veranlagung bieten. Auch in dieser Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan, denn die Auswahl an aus nachhaltig investierbaren Titeln wird von Jahr zu Jahr größer. Mit der bevorstehenden Umstellung des Raiffeisen-Osteuropa-Aktien auf ein nachhaltiges Investment werden die sich daraus bietenden Investmentchancen ergriffen.
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Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Im Rahmen der Anlagestrategie kann überwiegend (bezogen auf das damit verbundene Risiko) in Derivate investiert werden. Der Fonds weist eine erhöhte Volatilität auf, . d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können.